Klaus-Peter Klauner, 1952 geboren in Bruchhausen-Vilsen, Norddeutschland
Vater Polizeibeamter, Mutter Hausfrau, vier Geschwister
Realschule, danach Lehre in Bremen als Radio- und Fernsehtechniker
1974 Fachabitur in Berlin (West)
1975 Studium der Nachrichtentechnik in Bingen (Rhein), Aufenthalt in Asien, danach Köln
1979 Film/Video-Tontechnik im WDR
1993 Gründungsmitglied Medica Köln e.V., später medica mondiale e.V.
2000 Studium der Sozial-Pädagogik in Köln
2014 Vorruhestand und Pensionierung
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Meine Erkenntnisse aus unserer deutschen Historie haben mich zum Pazifisten und Kriegsdienstverweigerer werden lassen. Meine Erfahrungen im Bosnienkrieg haben mich veranlasst, fest an der Seite der Überfallenen zu stehen, so wie den Ukrainer:innen, auch mit der Forderung nach militärischer Unterstützung.
Wehrhafter Pazifismus. Ein Widerspruch in sich, aber das Beste aus beiden politischen Haltungen.
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Als Erstes den Überfall Russlands mit Waffengewalt zurückdrängen, danach Abrüstungsverhandlungen.
Ziel: Keine Kriegswaffen auf dem europäischen Kontinent!
Die nachhaltigste Sicherheitsgarantie für alle Seiten.
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Nachfolgend die längere Fassung. Da Männer im Allgemeinen zur Selbstüberschätzung neigen, habe ich meine Frau gebeten meine Vita aus ihrer Sicht zu beschreiben. Wer könnte das besser als sie, mit der ich seit nun 30 Jahren gemeinsam meinen Lebensweg gehe.
In Norddeutschland in einem 3000 Seelenort im Oktober 1952 geboren, erlebt Klaus-Peter die Erziehung der Nachkriegszeit. Als zweiter Sohn eines Polizeibeamten aus Luxemburg stammend und einer Bremerin mit familiären Wurzeln in Bruchhausen-Vilsen. Beide waren durch die Kriegswirren in dieses „plattdütsche“ Dorf verschlagen worden.
Der Platz des Stammhalters ist schon besetzt, er nimmt die Position des Beobachters ein. Es folgen noch ein Bruder und zwei Schwestern. Familien werden in der Zeit im patriarchalen Sinne von der Vaterlinie her wahrgenommen, das heißt, die Klauners waren keine Einheimischen. Heute würde man wohl sagen, sie waren eine Familie mit
"Migrations- und Nazihintergrund".
Verdrängung und Tabuisierung und auch so manches Gedankengut aus der NS-Zeit sind noch wahrnehmbar in der dörflichen Gesellschaft. Aus mangelnden Vergleichsmöglichkeiten hält er das für normal, dafür sich selber nicht. Dass andersherum eher ein Schuh daraus wird, erkennt er mühselig, aber hocherfreut in der Zeit nachdem er die dörflichen Strukturen verlassen hat.
Mit den 68er*innen ändert sich die Zeit, neue Lehrer*innen kommen ins Dorf, alte Lehrer gehen und damit auch völkisches Gedankengut. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Realschule macht er eine Lehre als Radio- und Fernsehtechniker in Bremen. Dann Fachabitur in Berlin, die Bundeswehr hätte ihn viel lieber zum Mörder ausgebildet, wie Tucholsky sagen würde.
Nach der Zeit in Berlin geht`s 1975 zum Studium der Nachrichtentechnik nach Bingen. Er begibt sich näher zu seinen väterlichen Wurzeln in Luxemburg. Nach 2 Jahren zieht er dann aber doch das freie Studium in der Welt vor und macht sich auf dem Landweg auf nach Indien. Unterwegs lernt er seine erste Frau kennen, zu der er später nach Köln zieht, wo diese Psychologie studiert. Durch ihre persönliche Erfahrung mit familiärer sexualisierter Gewalt wird er auf dieses Thema aufmerksam. Ein anvisiertes Sozialpädagogik-Studium gerät in den Hintergrund als das Geld ausgeht und ein befristeter Job als Tontechniker im WDR winkt. Damit ergaben sich eine 33-jährige Festanstellung, eine Tochter, zwei Enkeltöchter und mittlerweile ein Enkelsohn.
1992 ist ein Schicksalsjahr, nicht nur für die Bosnier*innen auf dem Balkan, auch für den politisch und schon feministisch interessierten, mittlerweile „geschiedenen“ 40-Jährigen. Als seine beste Freundin reise ich 1992 nach Bosnien auf den Balkan, denn ich ertrage es nicht mehr, wie dort im Krieg Frauen sexualisierte Gewalt erleben und zerstört werden. Das will ich verändern. Als Gynäkologin hatte ich zwar gute Voraussetzungen, aber kein Geld und keine Organisationstrukturen hinter mir. Anfang `93 schreiben wir beide die erste Projektbeschreibung, er weiß durch seine Arbeit, dass es wichtig ist medial wahrgenommen zu werden. Meine schier unerschöpfliche Kraft als 33 Jahre junge Ärztin überwindet alle Schwierigkeiten und schon drei Monate später wird in Zentralbosnien das erste Medica Therapiezentrum eingeweiht. Noch schneller ist nur die Liebe mit uns Beiden.
In Köln wird er Gründungsmitglied von Medica Köln e.V., der Vorläuferin des heute weltweit agierenden medica mondiale e.V.! Von da an dreht sich unser gemeinsames Leben um das Thema Krieg, sexualisierte Gewalt, patriarchale Strukturen und deren männliche Beharrlichkeit in dieser Gesellschaft.
Die Liebe und Freude in unserem Leben kommen aber nicht zu kurz. 1996 wird unser Sohn Luca geboren. Klaus-Peter zieht ihn groß, während ich „die Frauen dieser Welt rette“. Er beschreibt sich zunehmend als Feminist, was in der weiblichen Variante bis Mitte der 2010er Jahre von vielen als Schimpfwort benutzt wird und in der männlichen Form für die meisten ein Affront ist.
Während einer 4-jährigen „Kinderpause“ beginnt er ein Sozialpädagogikstudium. Er engagiert sich in sozial politischen Projekten wie Paula e.V., im Beirat/Expert*innenkreis der Landesfachstelle Trauma und Leben im Alter NRW.
In seinem Wohnort Brühl organisiert er ein Bürger*innen Forum. Dort wird er auch Mitbegründer der Piratenpartei, die er nach einem halben Jahr wieder verlässt; zu chaotisch. Das Bürgerbegehren in 2016 gegen das „LUXUS-RATHAUS“ geht mit nur 0,29 % verloren. Über 7000 Bürger*innen hatten dagegen gestimmt. CDU, SPD und Grüne bauen trotzdem und provozieren damit bei der nachfolgenden Kommunalwahl, dass sich die AfD etabliert.
An seinem Geburtsort in BV engagiert er sich 2019 erfolgreich, gegen den Widerstand von CDU, SPD und Grüne, gegen eine Platzbenennung für einen NS-Profiteur.
Politisch kritisches Engagement im WDR zu Südafrika, in Zeiten von Nelson Mandela`s Inhaftierung, zu Bosnien und zur Mütterrente, die er als erster Mann im WDR beantragt. Dabei zeigt sich, dass in diesem Punkt der Sender und die Gewerkschaft Verdi einen Nachholbedarf in Sachen Geschlechtergerechtigkeit hatten.
Privat setzt er sich mit den Mitteln der Videodokumentation zu diversen Themen auseinander - vom Krieg in Bosnien über einen integrativen Kindergarten, zur Liebe im hohen Alter bis zum Portrait eines luxemburgischen Künstlers und weiteren.
2013, gegen Ende seiner beruflichen Arbeit beginnt er mit den Recherchen zu seinem Vater, auch um den nachfolgenden Generationen Rechenschaft darüber ablegen zu wollen, wie ihre Familienmitglieder in der NS-Zeit gehandelt haben. Unterbrochen von seinem Engagement gegen antisemitische Gedankenlosigkeit in seinem Geburtsort und der begleitenden Internetseite zum „Lindenbergplatz.de“ und dieser Internetseite "kriegerdenkmal.org" zur transgenerationalen Verantwortung einer verletzten Nachkriegsgesellschaft, wird er das Vater-Manuskript darüber (hoffentlich) in 2024 fertigstellen. Auch wenn er zwischenzeitlich zum Vortrag zur Erinnerungskultur angefragt wird.
Klaus-Peter ist ein wunderbarer emotionaler Begleiter inmitten meines Engagement und durch mein Leben. Er ist männliches Korrektiv und ein mir wichtiges politisch-feministisches Gegenüber.
„Nicht aufhören anzufangen“, ist zu unserem gemeinsamen Lebensmotto geworden!
Monika Hauser
Kriegerdenkmal.org
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